Im Umsatz bzw. im Preis steckt die wichtigste Finanzquelle eines Unternehmens. Wenn Unternehmen ihre Absatzpreise kalkulieren, versuchen sie diese so anzusetzen, dass sie damit möglichst viel verkaufen, alle anfallenden Kosten verdienen und einen angemessenen Gewinn erzielen können. Fallweise kann ein Unternehmen auch nicht mehr benötigtes Anlagevermögen verkaufen, um zu Geld zu kommen.
In der Marktwirtschaft ist die Existenz eines Unternehmens nur dann gesichert, wenn es ihm auf die Dauer gelingt, ausreichende Finanzmittel aus dem Unternehmensprozess zu erwirtschaften.
Langfristig kann ein Unternehmen nur existieren, wenn es die laufenden Auszahlungen und einen Großteil der Investitionen aus den laufenden Einzahlungen verdient. Durch den Verkauf der Produkte bzw. Dienstleistungen müssen ausreichend Finanzmittel aus eigener Kraft (von „innen heraus“) erwirtschaftet werden. Diese Innenfinanzierungsmöglichkeiten eines Unternehmens sind die Basis der Finanzierung und Voraussetzung dafür, weitere Finanzierungsmaßnahmen eines Unternehmens zu ergreifen.
Auch private Haushalte müssen mit ihrem Einkommen auskommen!
BEISPIEL ZUR INNENFINANZIERUNG:
Die Miramare GmbH produziert leichte Kunststoffbehälter für die Bepflanzung von Dachterrassen. Besonders erfolgreich ist das Produkt „Toskana“. Im nächsten Geschäftsjahr sollen etwa 1.000 Stück zu einem Absatzpreis von € 120,– (exkl. USt) verkauft werden. Außerdem liegen folgende Planungsunterlagen vor:
Die Miramare GmbH plant einen Gewinn von € 12.000,– und einen Finanzmittelüberschuss von € 20.000,–. Soll eine neue Maschine mit einem Anschaffungswert von € 30.000,– gekauft werden, müssten die fehlenden € 10.000,– von „außen“ finanziert werden.
Die Chancen auf eine ausreichende Innenfinanzierung sind umso größer, je besser das Marketing und die Materialwirtschaft eines Unternehmens gestaltet sind.
Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Arten der Innenfinanzierung:
Arten der Innenfinanzierung | |||
Eigenfinanzierung | Umschichtungsfinanzierung | Fremdfinanzierung | |
Selbstfinanzierung | Vermögensumschichtung | Abschreibungsfinanzierung | Rückstellungsfinanzierung |
Verdiente Gewinne bleiben im Unternehmen. | Verkauf von Anlage- und Umlaufvermögen | Der Preis deckt alle Aufwände, nicht alle Aufwände müssen bezahlt werden. Ein Teil der Einzahlungen bleibt bis zu ihrer Verwendung im Unternehmen. |
1. Selbstfinanzierung
Können Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen erfolgreich vermarkten, erzielen sie einen Gewinn. Bleibt der Gewinn im Unternehmen, kommt es zu einem Finanzierungseffekt, weil sich das Eigenkapital erhöht. Daher handelt es sich bei der Selbstfinanzierung um Eigenfinanzierung. Die Gewinneinbehaltung wird auch als Thesaurierung bezeichnet.
BEISPIEL ZUR SELBSTFINANZIERUNG: Wenn die Miramare GmbH den geplanten Gewinn zur Gänze einbehält, beträgt das Ausmaß der Selbstfinanzierung € 12.000,–.
Die einbehaltenen Gewinne erhöhen das Eigenkapital.
2. Umschichtungsfinanzierung
Kapital ist in Vermögen gebunden. Bei der Umschichtungsfinanzierung werden Mittel, die im Vermögen gebunden sind, freigesetzt. Bei der Umschichtungsfinanzierung handelt es sich weder um 112
Eigenfinanzierung noch um Fremdfinanzierung! Die wichtigsten Formen sind:
- Finanzierung durch Vermögensumschichtung
Durch den Verkauf von nicht mehr benötigten Anlagevermögen kommt Geld ins Unternehmen.
BEISPIEL ZUR VERMÖGENSUMSCHICHTUNG:
Die Miramare GmbH hat eine alte, bereits völlig abgeschriebene Maschine um € 2.000,– verkauft. Ohne diese Mittelfreisetzung wäre der Finanzmittelüberschuss um € 2.000,– kleiner.
Natürlich kommt es auch zu einem Finanzierungseffekt, wenn das Umlaufvermögen reduziert wird (Senkung der Lagerbestände, Verkürzung der Debitorenziele etc.)
- Abschreibungsfinanzierung
Das Unternehmen kalkuliert die Wertminderung für den Gebrauch der Anlagegüter in seine Verkaufspreise ein. Durch den Verkaufserlös fließen daher auch die einkalkulierten Abschreibungsquoten in das Unternehmen. Da die Anlagegüter erst am Ende der Nutzungsdauer ersetzt werden, können die „verdienten“ Abschreibungsquoten bis dahin für andere Investitionen verwendet werden.
BEISPIEL ZUR ABSCHREIBUNGSFINANZIERUNG:
Zur Herstellung der Kunststoffbehälter hat die Miramare GmbH fünf neue Maschinen im Wert von insgesamt € 35.000,–. Das Unternehmen schreibt jährlich 20 % ab, die Abschreibung beträgt € 7.000,–. Abschreibungen auf Sachanlagen sind ein „unbarer Aufwand“, d. h. es handelt sich um einen Aufwand der zu keiner Auszahlung führt. Daher bleiben € 7.000,– im Unternehmen. Da die Maschinen neu sind, brauchen sie noch nicht ersetzt zu werden. Die Abschreibungsquote von € 7.000,– kann daher für andere Zwecke verwendet werden.
Im folgenden Jahr ergibt sich die gleiche Rechnung. Wieder können die € 7.000,– für andere Zwecke verwendet werden.
3. Rückstellungsfinanzierung
Rückstellungen werden für drohende Aufwendungen gebildet, die der Höhe oder dem Rechtsgrund nach noch nicht feststehen. Werden Rückstellungen gebildet, stehen dem in der Buchhaltung verbuchten Aufwand zunächst keine Auszahlungen gegenüber. Die zur Verfügung stehenden Mittel sind daher größer als der Gewinn und können für die Finanzierung verwendet werden.
Dies gilt vor allem für langfristige Rückstellungen (wie z. B. für langwierige Schadenersatzprozesse oder für Pensionsrückstellungen).
BEISPIEL ZUR RÜCKSTELLUNGSFINANZIERUNG:
Die jungen Mitarbeiter/innen der Miramare GmbH werden erst in vielen Jahren pensioniert. Da die Zuweisung zur Pensionsrückstellung „unbar“ ist, bleiben € 1.000,– im Unternehmen und können für andere Zwecke verwendet werden.