Finanzmittel können einem Unternehmen von außen als Eigen- oder als Fremdkapital zugeführt werden. Als Eigenkapitalgeber kommen bestehende Eigentümer oder neue Gesellschafter in Frage. Die wichtigsten Fremdkapitalgeber sind die Lieferanten und die Banken. In der Praxis wurden viele verschiedene Finanzierungsformen entwickelt, die auf die unterschiedlichen Finanzierungserfordernisse der Unternehmen abgestimmt sind.
Die Innenfinanzierung ist das Rückgrat der Finanzierung. In folgenden Fällen sind Unternehmen jedoch auf Kapitalgeber außerhalb des Unternehmens angewiesen:
- Zur Überbrückung von Zahlungsterminen.
Die laufenden Ein- und Auszahlungen stimmen zeitlich nicht immer überein. Unternehmen haben daher einen kurzfristigen Finanzierungsbedarf aus der laufenden Geschäftstätigkeit. Kurzfristige Finanzmittel müssen von außen zugeführt werden.
- Zur Finanzierung von Investitionen.
Wenn Unternehmen langfristig zwar genug verdienen, aber die eigenen Mittel im Augenblick nicht ausreichen, um Investitionen vorzunehmen, entsteht ein langfristiger Finanzierungsbedarf. Langfristige Finanzmittel müssen von außen zugeführt werden.
BEISPIELE FÜR AUSSENFINANZIERUNGSERFORDERNISSE:
-
- Ein wichtiger Abnehmer der Paper GmbH ist ein Copy-Shop, der mehrere Filialen betreibt. Im Rahmenvertrag wurde ein Zahlungsziel von 60 Tagen vereinbart. Um die eigenen laufenden Auszahlungen termingerecht vornehmen zu können, braucht die Paper GmbH in diesem Zeitraum immer wieder Kapitalgeber, die der Paper GmbH kurzfristig Finanzmittel zur Verfügung stellen.
- Die Paper GmbH plant die Anschaffung einer neuen Papiermaschine, die mehrere Jahre genutzt werden soll. Diese Investition ist wesentlich höher, als die Paper GmbH innerhalb eines Jahres verdient. Sie braucht daher einen Kapitalgeber, der ihr langfristig Finanzmittel zur Verfügung stellt.
Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Arten der Außenfinanzierung in der Praxis:
Arten der Außenfinanzierung | |||
Eigenkapital (Einlagenfinanzierung) | Fremdkapital (Kreditfinanzierung) | ||
Einlagen von bestehenden Eigentümern | Einlagen von neuen Gesellschaftern | Bankkredite | Lieferantenkredit |
1. Einlagenfinanzierung (Hinweise)
Eigenkapital kann sowohl von bestehenden Eigentümern als auch von neuen Gesellschaften zugeführt werden. Es hat den Vorteil, dass es nicht zurückgezahlt werden muss und dem Unternehmen daher unbefristet, also sehr langfristig zur Verfügung steht. Außerdem besteht keine Verpflichtung Gewinne bzw. Gewinnanteile an die Eigenkapitalgeber auszuzahlen.
Werden neue Gesellschafter aufgenommen, müssen die bisherigen Gesellschafter ihre Rechte mit neuen Gesellschaftern teilen.
2. Kreditfinanzierung
Fremdkapital eignet sich sowohl zur Deckung des langfristigen als auch des kurzfristigen Finanzbedarfs. Lieferanten und Kreditinstitute sind die wichtigsten Kreditgeber kurzfristiger Kredite. Als Kreditgeber langfristiger Kredite kommen vor allem die Kreditinstitute in Frage.
Basis für die Lieferantenkredite sind Kaufverträge. Basis für Bankkredite sind Kreditverträge. Im Rahmen von Kreditverträgen werden vereinbart:
- Die Höhe des Kreditbetrags bzw. des Kreditvolumens
- Die Laufzeit des Kreditvertrags
- Die Zinsen und die sonstigen Kosten
- Die Rückzahlungsbedingungen bzw. die Kündigungsmöglichkeiten Die Sicherheiten, die die Bank für den Kredit verlangt.
Für die Beurteilung unterschiedlicher Kredite sind die folgenden Überlegungen wichtig:
- Häufigkeit der Kreditfinanzierung
- Besicherung der Kreditfinanzierung
- Kosten der Kreditfinanzierung
2.1. Häufigkeit der Kreditfinanzierung
– Beim einmaligen Kredit erhält der Kreditnehmer den Kreditbetrag anlässlich der Kreditaufnahme. Je nach Vereinbarung im Kreditvertrag, wird der Kredit in einem bestimmten Zeitraum zu den festgelegten Bedingungen vom Kreditnehmer zurückgezahlt.
– Beim roulierenden Kredit wird dem Bankkunden ein Kreditrahmen eingeräumt über den er verfügen kann. Hat er Teile des Kredits zurückgezahlt, kann er die Beträge jederzeit wieder beanspruchen.
Rechtlich spricht man im Fall eines roulierenden Kredites von „Kredit“ im engeren Sinn und im Fall eines einmaligen Kredites von „Darlehen“.
2.2. Besicherung der Kreditfinanzierung
Vor allem Kreditinstitute verlangen in der Regel Sicherheiten für den Fall, dass der Kreditnehmer den Kredit nicht zurückbezahlt.
2.3. Kosten der Kreditfinanzierung
Fremdkapital steht einem Unternehmen nicht gratis zur Verfügung. Es verursacht Fremdkapitalzinsen, Provisionen und Gebühren.
3. Die wichtigsten Kredite
3.1. Lieferantenkredit
Der Lieferantenkredit stellt in der Praxis die einfachste Finanzierungsform dar. Er entsteht durch die Kaufvertragsvereinbarung „Lieferung auf Ziel“. Häufig erfolgt die Lieferung „ungesichert“, d. h., es wird keine besondere Sicherstellung vereinbart. Die Kosten dieser Finanzierungsform bestehen darin, dass der Käufer auf die Ausnutzung des Skontos verzichtet. Die Effektivverzinsung kann erheblich sein.
BEISPIEL ZUM LIEFERANTENKREDIT:
Zahlbar innerhalb von 14 Tagen mit 2 % Skonto oder innerhalb von 60 Tagen netto Kassa.
(Das bedeutet: Zahlt man 46 Tage früher, erhält man dafür einen Preisnachlass von 2 %.)
Effektivverzinsung pro Jahr: 2 % : (60 – 14) × 365 = 15,9 %
3.2. Kontokorrentkredit
Der Kontokorrentkredit ist ein Bankkredit. Sein wichtigstes Merkmal ist, dass alle Einzahlungen (Gutschriften) und Auszahlungen (Belastungen) auf dem Konto gegeneinander aufgerechnet werden. Am Ende der Abrechnungsperiode (z. B. am Quartalsende) werden nicht die einzelnen Kontobewegungen, sondern nur der Saldo in Rechnung gestellt.
Abwicklung
Es wird ein Kreditrahmen eingerichtet, der roulierend ausgenutzt und eventuell auch überzogen werden kann.
Besicherung
Abgesehen vom Eigentumsvorbehalt, eignen sich alle Kreditsicherheiten zur Besicherung des Kontokorrentkredits.
Kosten
Sollzinsen, Bereitstellungs- und/oder Kreditprovision, Überziehungsprovision, Umsatzprovision (je nach Kreditvertrag) sowie Gebühren wie z. B. Zeilengebühr etc.
Die meisten Kosten sind von der Höhe der Ausnutzung des Kreditrahmens abhängig. Die Bereitstellungsprovision wird jedoch vom Kreditrahmen (unabhängig von dessen Ausnutzung) berechnet.
Wirtschaftliche Bedeutung
Da ein Kreditrahmen eingeräumt wird, passen sich Kontokorrentkredite gut den wechselnden Finanzierungsbedürfnissen eines Unternehmens an.
Rechtlich hat der Kontokorrentkredit meist kurze Vertragslaufzeiten (ca. 6 Monate). Wirtschaftlich ist er langfristig und wird immer wieder verlängert. Er kann, ohne Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz des Kreditnehmers, meist nur langsam abgebaut werden.
3.3. Langfristige Bankkredite
Langfristige Bankkredite werden aufgenommen, um langfristige Finanzierungserfordernisse (z. B. Investitionen) zu decken.
Abwicklung
Meist wird der Kreditbetrag auf einmal ausgezahlt und dann in Raten (z. B. monatlich oder vierteljährlich) zurückgezahlt. Die Darlehenslaufzeit wird üblicherweise der erwarteten Nutzungsdauer der Investition und die Darlehenstilgung den erwarteten verdienten Abschreibungen angepasst.
Besicherung
Langfristige Kredite sind gewöhnlich durch Hypotheken gesichert. Deshalb handelt es sich bei langfristigen Bankkrediten vor allem um Hypothekardarlehen.
Kosten
Die Kosten des langfristigen Bankkredits sind abhängig von der Höhe des Zinssatzes, der Art der Zinsenverrechnung sowie von weiteren Gebühren (z. B. Eintragung einer Hypothek in das Grundbuch durch einen Notar).
Wirtschaftliche Bedeutung
Langfristige Bankkredite sind für kleine und mittlere Unternehmen die wichtigste Quelle langfristiger Fremdfinanzierung. Aber auch für Großunternehmen haben sie eine große Bedeutung, weil es kostengünstiger sein kann, sich über die Kreditinstitute und nicht den Kapitalmarkt zu finanzieren.