Geldflüsse (Cashflow) in einem Unternehmen

Als Wirtschaftsteilnehmer sind Unternehmen eingebunden in einen Geldkreislauf. Finanzierung heißt, das Unternehmen mit finanziellen Mitteln zu versorgen. Unternehmen brauchen finanzielle Mittel, um ihre laufenden und einmaligen Zahlungen leisten zu können. In der Praxis stehen Unternehmen dafür verschiedene Finanzquellen zur Verfügung. Diese lassen sich in Bezug auf ihre Herkunft und Art unterscheiden. Auf die Dauer müssen die Unternehmen in der Lage sein, die nötigen Finanzmittel aus eigener Kraft zu erwirtschaften.

1. Welche Geldflüsse gibt es in einem Unternehmen?

Unternehmen bekommen Geld und geben Geld aus. Die meisten Einzahlungen stammen von den Kunden, die meisten Auszahlungen gehen an die Lieferanten und das Personal.


BEISPIEL ZU DEN GELDFLÜSSEN EINER MODEBOUTIQUE:

Im letzten Monat erzielte eine Modeboutique einen Umsatz von knapp € 15.000,–. Alle Kundinnen haben sofort bar bezahlt. Ein Großteil dieser Einzahlungen fließt als Auszahlungen wieder aus dem Unternehmen hinaus. Außerdem wurde ein Kredit in der Höhe von € 5.000,– zur Anschaffung verschiedener Nähmaschinen im Wert von € 6.000,– aufgenommen:

Aus der laufenden Geschäftstätigkeit, bleiben der Boutique somit € 300,–.
Das sind 2 % vom Umsatz. Dieses Geld befindet sich in der Kassa bzw. auf dem Bankkonto.


Die Aufgabe der Finanzierung des Unternehmens besteht darin, diese Geldflüsse zu gestalten. Es geht darum,

  • die Einzahlungen und Auszahlungen zu planen
  • sich für geeignete Finanzierungsmaßnahmen zu entscheiden
  • und diese Finanzierungsentscheidungen mithilfe von Finanzierungskennzahlen

Ein Unternehmen muss jederzeit in der Lage sein, die notwendigen Zahlungen zu leisten. Deshalb ist es sinnvoll, alle Ein- und Auszahlungen für einen bestimmten Zeitraum im Voraus zu planen.  Ein- und Auszahlungen sind sämtliche Zu- und Abgänge von Bargeld sowie alle Einlagen und Abhebungen vom Bankkonto.

Bei der Planung werden alle laufenden und einmaligen Einzahlungen sowie alle laufenden und einmaligen Auszahlungen eines Unternehmens einander gegenübergestellt.

BEISPIELE:

    • Laufende Einzahlungen stammen vor allem von den Kunden. Laufende Auszahlungen sind beispielsweise Gehaltszahlungen an die Mitarbeiter, Bezahlung der Lieferanten, Steuern an den Staat etc.
    • Einmalige Einzahlungen sind z. B. Einlagen von Gesellschaftern oder die Aufnahme von Krediten. Einmalige Auszahlungen erfolgen beispielsweise aufgrund von Investitionen.

Sind die Ein- und Auszahlungen geplant, ergibt sich entweder ein Finanzmittelüberschuss oder eine Finanzmittelunterdeckung.

In der Regel werden am Ende der Planungsperiode die geplanten Ein- und Auszahlungen (SollWerte) mit den tatsächlichen Ein- und Auszahlungen (Ist-Werte) verglichen. Negative Abweichungen sind ein Anlass, Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzsituation einzuleiten.

2. Wie können die Geldflüsse geplant werden?

Die Planung der Ein- und Auszahlungen erfolgt mit dem Finanzplan. Dabei kann man sich an folgendem Aufbau orientieren:

Beachten Sie: In den Finanzplan gehen nur Auszahlungen und Einzahlungen sowie Barbestände und Bankguthaben und eventuell „offene Kreditlinien“ ein. Aufwendungen und Erträge, die nicht unmittelbar zu Auszahlungen und Einzahlungen führen, sind nicht Bestandteil des Finanzplanes.

Beispiele: Abschreibungen, Zielverkäufe, Zielkäufe, Dotierung und Auflösung von Rückstellungen

Ergibt die Finanzplanung einen Finanzmittelüberschuss, können die überschüssigen Finanzmittel für verschiedene Anschaffungen wie z. B. Wertpapiere oder Geschäftsausstattung oder für die Rückzahlung von Krediten verwendet werden.

Zeigt die Finanzplanung eine Finanzmittelunterdeckung, gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Erhöhung der Einzahlungen

  • laufende Einzahlungen erhöhen (z. B. Lagerabverkauf, Vermeiden von „Verkauf auf Ziel“)
  • nicht mehr benötigtes Anlagevermögen verkaufen (z. B. Beteiligungen)  Kredit aufnehmen
  • Eigenmittel durch Privateinlagen oder Gesellschafter aufbringen

2. Senkung der Auszahlungen

  • bei den laufenden Auszahlungen einsparen (z. B. Rabatte beim Einkauf)
  • Investitionen aufschieben (z. B. Ersatz eines Lkw ein Jahr später – sofern der alte Lkw noch funktioniert)
  • Kreditrückzahlungen aufschieben

Privatentnahmen bzw. der Gewinnausschüttungen verringern

3. Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?

3.1. Woher kommt der Finanzbedarf?

In der Praxis lassen sich bei Unternehmen zwei Anlässe zur Finanzierung unterscheiden:

3.1.1.  Kurzfristiger Finanzbedarf aus der laufenden Geschäftstätigkeit

Die laufende Geschäftstätigkeit umfasst das Alltagsgeschäft der Unternehmen, d. h. das Verkaufen und Kaufen von Waren und Dienstleistungen. Im Rahmen der laufenden Geschäftstätigkeit schließen Unternehmen Kaufverträge mit Kunden und Lieferanten. Nicht immer zahlen Kunden sofort. Zur Überbrückung der Zeit bis die Käufer zahlen, brauchen daher die Verkäufer Geld, für

  • Zahlung der eigenen Lieferanten
  • Lohn- und Gehaltszahlungen an die Mitarbeiter  Steuerzahlungen an das Finanzamt
  • Zinszahlungen an die Bank, etc.

Die meisten Zahlungen aus der laufenden Geschäftstätigkeit sind innerhalb von wenigen Wochen fällig. Daher entsteht für die Unternehmen ein kurzfristiger Finanzbedarf.

3.1.2. Langfristiger Finanzbedarf aufgrund von Investitionen

Investieren Unternehmen in Anlagevermögen, um damit Produkte herstellen und verkaufen zu können, dauert es längere Zeit, bis die Investition über den Umsatzprozess wieder zurückverdient wird. Daher entsteht für die Unternehmen ein langfristiger Finanzbedarf.

3.2. Welche Finanzquellen stehen einem Unternehmen zur Verfügung?

Zur Deckung des kurz- und langfristigen Finanzbedarfs stehen Unternehmen verschiedene  Finanzquellen zur Verfügung. Die wichtigsten sind:

  • Unternehmen fließen Finanzmittel von ihren Kunden zu. Diese befinden sich auf den Absatzmärkten. Die Unternehmen verkaufen ihre Produkte und Dienstleistungen zu den kalkulierten Preisen, mitunter veräußern sie auch nicht mehr nötige Vermögensgüter (z. B. Beteiligungen oder Grundstücke). In beiden Fällen erhalten sie dafür von den Käufern Geld. Natürlich muss     ein Unternehmen auch viele Zahlungen leisten (z. B. Gehälter oder Miete). Aus der Differenz zwischen den Einzahlungen der Partner und den Auszahlungen an die Partner ergibt sich die Innenfinanzierung.
  • Bei der Außenfinanzierung erhält das Unternehmen Finanzmittel vor allem von den Kapitalgebern und den Lieferanten.
  • Bei der Eigenfinanzierung fließt dem Unternehmen Eigenkapital
  • Bei der Fremdfinanzierung erhält das Unternehmen Fremdkapital.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen Eigenkapital und Fremdkapital zeigt die folgende Gegenüberstellung.

  Eigenkapital Fremdkapital
Wie lange steht dem Unternehmen das Kapital zur Verfügung? Eigenkapital steht in der Regel unbefristet (also sehr langfristig) zur Verfügung. Je nach Kreditvereinbarung kann das Kapital sowohl kurzfristig als auch langfristig zur Verfügung gestellt werden.
Haben die Kapitalgeber ein Mitspracherecht bei der Unternehmensführung? Mitspracherecht hänge von der Rechtsform des Unternehmens ab. Fremdkapitalgeber haben kein Mitspracherecht bei der Unternehmensführung.
Was erhält der Kapitalgeber? Unternehmen können einem Eigenkapitalgeber einen Gewinnanteil auszahlen. Unternehmen müssen dem Fremdkapitalgeber die Kredite samt Zinsen an die zurückzahlen.
Welche Sicherheit hat der Kapitalgeber, sein Kapital wieder zurück zu erhalten? Der Eigenkapitalgeber erhält keine Sicherheit, sondern einen Anteil am Vermögen des Unternehmens. Der Fremdkapitalgeber erhält in der Regel eine Kreditsicherheit.
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