Bankkredite sind als klassische Form der Fremdkapitalaufnahme die wichtigste externe Finanzierungsquelle für das Unternehmen. Seit einigen Jahren sind viele Unternehmen jedoch mit veränderten Kreditvergabebedingungen konfrontiert. Auch kleinere Kredite werden durch die Kreditinstitute immer sorgfältiger geprüft und bewertet. Bis Ende der 90er Jahre wurde das Konzept der „Hausbank“ gelebt. Diese war Geldgeber, Ratgeber und Berater in einem. Mit dem „Banker“ wurden wichtige unternehmerische Entscheidungen vorab besprochen. Diese Beziehung hat sich verändert, leider manchmal negativ. Viele Kunden sehen aktuell in der Bank eher einen austauschbaren Lieferanten als einen Partner. Zu diesem veränderten Verhältnis haben viele Ereignisse beigetragen, vielfach auch eine Reihe von Missverständnissen. Die gestiegenen aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Banken wurden auf die Kunden übertragen, ohne dass dieser zusätzliche bürokratische Aufwand den Kunden gegenüber genügend begründet wurde.
Die Banken in Südtirol sind aber nach wie vor um ein partnerschaftliches Verhältnis bemüht und möchten ihren Kunden eine angemessene Leistung bieten.
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1. Die Beziehung zur Hausbank
Eine Bank kann als reiner Geldgeber oder als Partner gesehen werden. Die Bank ist der wichtigste „Lieferant“ eines Unternehmens, sie liefert Fremdkapital, das in vielen Fällen „Wirtschaften“ erst möglich macht.
Die Bank muss im Rahmen ihres Auftrages bestimmte Risiken vermeiden und wird somit immer restriktiver vorgehen, je schlechter das Rating des Kunden ist. Rating ist ein Rechenmodell und „lebt“ von Informationen. Diese Informationen werden einerseits der Bilanz und dem
Kontoauszug des Kunden entnommen, aber auch einem Gespräch bzw. den Erfahrungswerten, die die Bank mit dem Kunden hat. Liefert ein Kunde der Bank die notwendigen Informationen, so wird ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, das in Krisenzeiten hilfreich sein wird.
Eine Bank kann dem Kunden natürlich nur so weit entgegenkommen, wie es ihr laut Auftrag und Satzung möglich ist. Dies bedeutet, Vorhaben auf Risiken überprüfen, diese bewerten und letzten Endes bepreisen. Wenn das Kreditangebot einer Bank teuer scheint, so ist es vermutlich darauf zurückzuführen, dass das Vorhaben des/der Unternehmers/in als riskant oder die Sicherstellungen als unzureichend eingestuft wurden.
2. Arten und Aufgaben der Banken
Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Banken unterschieden:
+ Investmentbank
+ Geschäfts- oder Retailbank.
Eine Investmentbank hat die Aufgabe, das Geld ihrer Kunden nach vorab definierten Kriterien anzulegen. Dabei vereinbart sie mit dem Kunden ein Risikoprofil und nach diesen Vorgaben wird das Geld investiert. Die Investitionsmöglichkeiten variieren von „mündelsicheren Staatspapieren“ bis hin zu hoch riskanten SWAP Geschäften, von Derivaten bis zu Aktien, von direkten Beteiligungen bis zu Finanzierungen. Dabei stehen die Mitarbeiter/innen solcher Investmentbanken unter hohem Erfolgsdruck und investieren in Absprache mit ihren Kunden auch in risikoreiche Finanzgeschäfte.
Eine Geschäfts- oder Retailbank dagegen hat drei primäre Aufgaben:
+ Kundeneinlagen sammeln
+ Kredite an Kunden vergeben
+ Zahlungsverkehr abwickeln.
Die Banken in Südtirol sind vorwiegend Geschäftsbanken. Es gibt eine Vielfalt von Genossenschaftsbanken, Aktiengesellschaften und anderen Organisationformen – alle unterliegen den bankenaufsichtsrechtlichen Bestimmungen nach Statut und gesetzlichen Normen.
3. Informationsfluss zwischen Bank und Kunde
Damit die Bank den Kunden effizient beraten und ein partnerschaftliches Angebot erstellen kann, müssen Informationen ausgetauscht werden. Informationsaustausch ist immer beidseitig: Der Kunde gibt Informationen betreffend seine Auftragslage, Bilanz und Jahresergebnis, Absicherungen und andere Ereignisse.
Die Bank hingegen analysiert diese Daten, erstellt eine Bilanzanalyse und das Rating. Diese Ergebnisse werden im Jahresgespräch besprochen und interpretiert, in manchen Fällen auch korrigiert. So kann die Bank den Liquiditätsbedarf eines Kunden bereits frühzeitig erkennen und mit ihm die Möglichkeiten besprechen. Kommt der Kunde allerdings mit „bereits getätigten“ Aktivitäten in die Bank und benötigt schnellstmöglich Geld, so wird die Bank immer misstrauisch sein. Es wird die Frage im Raum stehen, warum er sich nicht früher an die Bank gewandt hat. Gute Unternehmer/innen planen ihre Liquidität und prüfen vorab, ob die Bank bereit ist, die notwendige Finanzierung bereitzustellen. Die gute Vorbereitung eines Jahresgesprächs von beiden Seiten – Bank und Kunde – wirkt sich entscheidend auf das Ergebnis des Gesprächs aus. Beidseitiges Vertrauen ermöglicht eine langfristige und für beide Seiten positive Geschäftsbeziehung.